Im Februar hatte ich ja bereits über unser Vorhaben berichtet, das automatisierte LED-Selektionssystem der HarzOptics GmbH nach der DIN EN 9100 Qualitätsmanagement-Norm für die Luft- und Raumfahrt zertifizieren zu lassen. Im Überschwang hatte ich auch gleich noch eine ganze Serie von Blogposts zur Vorbereitung der Zertifizierung und zur Erstellung des Qualitätsmanagementhandbuches (QMH) angekündigt – wobei es dann leider bei gerade mal einem einzigen Artikel geblieben ist. Nachdem wir uns inzwischen aber schon ein gutes Stück weit in die Literatur zum Thema eingelesen und mit der Erarbeitung des QMH begonnen haben, will ich den Faden an dieser Stelle wieder aufgreifen und nach und nach einige der wichtigsten Inhalte eines solchen Dokuments hier im Blog vorstellen.
Beginnen möchte ich mit der Eingrenzung des sogenannten Anwendungsbereichs (gelegentlich auch als Geltungsbereich bezeichnet), die sich in den meisten QMH direkt nach dem Vorwort an erster Stelle findet. In diesem – meist recht kurzen – Abschnitt ist klar und eindeutig zu definieren, für welche Bereiche des Unternehmens die Aussagen und Anweisungen im Handbuch Gültigkeit haben. Gilt das QMH uneingeschränkt für das gesamte Unternehmen, so genügt eine Aussage wie:
Das in diesem Handbuch beschriebene QM-System ist in allen Filialen und von allen Mitarbeitern der XYZ GmbH anzuwenden.
Einschränkungen des Anwendungsbereichs sind in räumlicher (gilt nur für bestimmte Standorte bzw. Filialen) oder inhaltlicher Hinsicht möglich, wobei in letzterem Fall einzelne Bereiche der Norm ausgeschlossen werden können, wenn sie das Unternehmen nicht betreffen (z.B. wenn bei einem Dienstleister schlicht keine Lagerhaltung existiert). So überlegen wir beispielsweise noch, ob wir in der Definition des Anwendungsbereichs für HarzOptics den Abschnitt 7.3 zur Qualitätssicherung von Entwicklungsleistungen ausschließen können, da HarzOptics zwar auch Messtechnik entwickelt, es sich bei den von uns angebotenen Messdienstleistungen ja letztendlich aber um Vermessungen handelt, die von uns in der Regel exakt nach den Spezifikationen des jeweiligen Kunden – und eben nicht anhand von durch uns erarbeiteten Spezifikationen – durchgeführt werden. Die Umsetzung anderer Vorgaben der Norm – wie etwa dem Risikomanagement in 7.1.2 – kann dagegen nicht per Definition ausgeschlossen werden.

Unser vollautomatisches LED-Selektionssystem kann bis zu 400 LEDs pro Stunde nach Farbort und Intensität charakterisieren.
Für unser eigenes Zertifizierungsvorhaben haben wir eine recht umfangreiche Definition des Anwendungsbereichs erarbeitet, da HarzOptics – wie regelmäßigen Lesern dieses Blogs bestens bekannt ist – in einer Vielzahl von Arbeitsbereichen tätig ist (etwa bei der Breitband-Kartierung, in der Fernlehre oder in der Entwicklung von ökologisch verträglicher Außenbeleuchtung), die mit dem für die DIN 9100 relevanten Arbeitsbereich der Luft- und Raumfahrt rein gar nichts zu tun haben und die für unsere Kunden aus der Luftfahrtbranche daher auch vollkommen uninteressant sind. Das für die Zertifizierung nach der DIN 9100 vorgesehene Qualitätsmanagementsystem – und damit auch das zugehörige Qualitätsmanagementhandbuch – der HarzOptics GmbH betrifft daher ausschließlich den Bereich der messtechnischen Charakterisierung optischer Bauelemente:
Der Anwendungsbereich des in diesem Qualitätsmanagementhandbuch dokumentierten Qualitätsmanagementsystems erstreckt sich auf den Standort IGZ (Dornbergsweg 2 / 38855 Wernigerode) der HarzOptics GmbH unter Anwendung der DIN EN ISO 9001:2008 sowie der DIN EN 9100:2010 ausschließlich für den Leistungsbereich „Messtechnische Charakterisierung von optischen Bauelementen“. Die in diesem Handbuch enthaltenen Regeln und Vorgaben sind für alle in diesem Bereich tätigen Mitarbeiter verbindlich.
Zu beachten ist, dass die zertifizierende Agentur den Geltungsbereich in aller Regel auf dem Zertifikat vermerkt, so dass selbstauferlegte Einschränkungen dazu führen, dass eine Aussage wie „Unser Unternehmen ist nach DIN XYZ zertifiziert“ auch nach einer erfolgreichen Zertifizierung nicht in Broschüren, Präsentationen oder auf der Webseite des Unternehmens auftauchen darf. Für HarzOptics stellt dies kein Problem dar, da unser Interesse lediglich dem Nachweis der QM-Zertifizierung für die spezifisch definierten Tätigkeiten im Bereich der optischen Vermessung gilt. Wer seinem Kunden gegenüber dagegen nachweisen möchte, dass die gesamte Unternehmung über ein zertifiziertes QM-System verfügt, sollte auf Einschränkungen bei der Definition des Anwendungsbereichs nach Möglichkeit verzichten.
Verwendete Quellen
o.V.: Qualitätsmanagementhandbuch der Braas & Fuckert GmbH Dillenburg.
o.V.: Qualitätsmanagementhandbuch der IHK Sauerland GmbH Arnsberg.
o.V.: Qualitätsmanagementhandbuch der Hummel Systemlösungen GmbH Hamburg.
Reimann, Grit: Erfolgreiches Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001:2008: Lösungen zur
praktischen Umsetzung; Beuth-Verlag, Berlin, 2012. (ISBN: 978-3410231004)
Reinboth, Christian: Zertifizierung des Messtechnik-Bereichs der HarzOptics GmbH nach DIN EN ISO
9001 und DIN EN 9100; unternehmensinterne Vorstudie der HarzOptics GmbH, Wernigerode, 2013.
Zarrath, Joachim: Qualitätsmanagement nach DIN EN 9100:2010 in der Luftfahrt, Raumfahrt und
Verteidigung: Wegweiser für die praktische Umsetzung; Beuth-Verlag, Berlin, 2012. (ISBN: 978-3410218142)
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