Vor einigen Wochen hatte ich an dieser Stelle ja schon einmal über die Grundregeln für die Modellierung sogenannter ereignisgesteuerter Prozessketten (eEPKs) berichtet, wie wir sie – mit Hilfe der empfehlenswerten (und kostenfreien) Software ARIS Express – derzeit unter anderem für die Erarbeitung des QM-Handbuchs im Rahmen unserer anstehenden ISO 9100-Zertifizierung erstellen. Da diese Einführung erstaunlich viele Zugriffe zu verzeichnen hatte, möchte ich sie heute mit einer kurzen Vorstellung der drei Verknüpfungsoperatoren UND, ODER und XOR (Exklusiv-Oder) fortsetzen.
UND
Für die UND-Verknüpfung oder auch Konjunktion gilt, dass alle verknüpften Ereignisse eintreten müssen, um die verknüpfte Aktivität anzustoßen. Im Beispielfall bedeutet dies, dass die Aktivität nur angestoßen wird (ja), wenn beide Ereignisse eintreten (ja). Tritt nur eines der beiden Ereignisse oder keines der beiden Ereignisse ein, wird auch die Aktivität nicht angestoßen (nein).
Ereignis 1 | Ereignis 2 | Aktivität |
nein | nein | nein |
ja | nein | nein |
nein | ja | nein |
ja | ja | ja |
ODER
Für die ODER-Verknüpfung oder auch Adjunktion gilt, dass nur eines der beiden Ereignisse eintreten muss, um die verknüpfte Aktivität auszulösen. Im Beispielfall bedeutet dies, dass die Aktivität angestoßen wird (ja), wenn nur Ereignis 1 oder nur Ereignis 2 eintritt (ja). Die Aktivität wird jedoch ebenfalls ausgelöst, wenn beide Ereignisse gleichzeitig eintreten – dies ist der entscheidende Unterschied zur XOR-Verknüpfung. Lediglich dann, wenn keines der beiden Ereignisse eintritt, wird auch die Aktivität nicht ausgelöst (nein).
Ereignis 1 | Ereignis 2 | Aktivität |
nein | nein | nein |
ja | nein | ja |
nein | ja | ja |
ja | ja | ja |
XOR
Für die XOR-Verknüpfung oder auch Diskunktion gilt, dass nur eines der verknüpften Ereignisse eintreten darf, um die über das XOR verbundene Aktivität auszulösen. Im Beispielfall bedeutet dies, dass die Aktivität dann angestoßen wird (ja), wenn entweder Ereignis 1 oder Ereignis 2 eintreten (ja). Treten dagegen beide Ereignisse gleichzeitig ein, wird die Aktivität nicht ausgelöst (nein). Das gleiche Resultat ergibt sich, wenn keines der beiden Ereignisse eintritt.
Ereignis 1 | Ereignis 2 | Aktivität |
nein | nein | nein |
ja | nein | ja |
nein | ja | ja |
ja | ja | nein |
Soweit also eine kurze Übersicht der drei für ereignisgesteuerte Prozessketten relevanten Verknüpfungen. Sollten die Zugriffszahlen für die ARIS-Artikel sich weiterhin so erfreulich entwickeln, wäre vielleicht eine Artikelserie zu den Konventionen der Prozessmodellierung mit ARIS angebracht – zunächst einmal wird es in diesem Blog jedoch mit der bereits begonnenen Artikelserie zur ISO 9100-Zertifizierung weitergehen. Der nächste Zertifizierungs-Artikel erscheint übrigens (voraussichtlich) noch in dieser Woche.
In Aris können die Ereignisse auch nach dem Oder stehen. Es kann also A und auch B eintreten. Werden dann beide Stränge mit Aktivitäten nach den Ereignissen abgearbeitet?? Beispiel: Wie modelliert man: Wenn A oder C eintritt, dann soll x ausgeführt werden und wenn b oder c eintritt, soll y ausgeführt werden. Beachte: nur im Falle von C sollen beide Aktivitäten ausgeführt werden. Frage: Kann ich das modellieren ohne dass eine Aktivität zweimal im Aris-Modell auftritt?
@M.B.: Eine interessante Frage, die ich ad hoc leider nicht sicher beantworten kann. Müsste ich ein solches Modell entwerfen, würde ich vermutlich eine Doppelung der Aktivitäten in Kauf nehmen, um die formale Korrektheit zu garantieren. Rein experimentell könnte ich mir das aber auch so vorstellen: